Fiduciary Management - Konkurrenz oder Kooperation zwischen Investment Consultants und Asset Managern?
Die Zeichen standen auf Sturm bei der diesjährigen Investment Consultant Konferenz der DVFA. Die Stimmung war kollegial, aber in der Sache wurde hart diskutiert: Sind Asset Manager oder Investment Consultants die besseren Fiduciary Manager? Auch wenn mehrfach zu hören war, dass Kooperationen in bestimmten Fällen sinnvoll sind - es wurde deutlich, dass Asset Manager und Investment Consultants sich hier größtenteils als Konkurrenz verstehen.
Fiduciary Management in Deutschland erst am Anfang
Neben den Investment Consultants haben zunehmend auch die großen Asset Manager den Bereich Fiduciary Management – also das Kapitalanlagemanagement für Kunden unter Einbeziehung der Verpflichtungen – in den letzten Jahren als Geschäftsfeld entdeckt. Dabei ist Deutschland hier ein Nachzügler: In Großbritannien und den Niederlanden hat sich Fiduciary Management schon seit mehr als einer Dekade etabliert. Gemessen an den Assets under Management werden in den Niederlanden schätzungsweise 80 Prozent der Pensionsfonds durch externe Manager betreut. In Großbritannien ist der Markt in Bezug auf die Assets under Management laut einer aktuellen KPMG-Studie in diesem Jahr um 22 Prozent gewachsen, gemessen an der Anzahl der Mandate sogar um 47 Prozent.
Zunahme insbesondere bei kleinen und mittleren Mandaten
Auch für die Entwicklung am deutschen Markt waren die Panelteilnehmer positiv gestimmt. Die größte Nachfrage erwarten die Experten von Seiten kleinerer und mittlerer Kunden. Denn im Gegensatz zu den großen institutionellen Investoren haben diese oft nicht die Ressourcen, um die Kapitalanlage selbst zu managen – insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Regulierung sowie der steigenden Komplexität an den Kapitalmärkten. Allerdings wurde auch offen diskutiert, dass die Kostenstruktur für große Kunden aufgrund von Skaleneffekten zumeist günstiger ausfällt als für das kleine und mittlere Segment. Unabhängig davon wurde deutlich: Den Anbietern von Fiduciary Management ist bewusst, dass diese Dienstleistung nur eine Daseinsberechtigung hat, wenn sie für den Kunden einen echten und messbaren Mehrwert schafft.
Ein komplizierter und heterogener Markt
Sowohl Asset Manager als auch Investment Consultants gehen davon aus, dass volle Fiduciary Management Mandate – also die Abgabe des kompletten Risikobudgets beziehungsweise der Investmentverantwortung an einen externen Manager – in Deutschland nicht auf dem Vormarsch sind. Dies gilt nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die BaFin hier bestimmte Rahmenbedingungen festsetzt und beim Vorstand eines Unternehmens eine entsprechende eigene Kompetenz erwartet. Fiduciary Management – so wurden auch kritische Stimmen laut – dürfe in der Tat nicht dazu führen, dass der Kunde den Kontakt zum eigenen Kapitalmanagement vollständig verliert. Wachstumstreiber sind in Deutschland zurzeit Teilmandate, die bestimmte Bereiche oder Module abdecken. Dabei ist der Markt für Fiduciary Management schwer überschaubar, weil kaum offizielle Zahlen existieren und auch die Definition der Leistungen von Anbieterseite, aber auch die von den Kunden nachgefragten Leistungen, durchaus variieren. So macht es einen Unterschied, ob der Schwerpunkt eher auf der Beratung, der Strategieentwicklung oder der Implementierung liegt. Zudem werden Mandate oft nicht ausgeschrieben, sondern entwickeln sich aus bereits bestehenden Kundenbeziehungen.
Wer hat die besseren Voraussetzungen?
Intensiv wurde diskutiert, ob Investment Consultants oder Asset Managern das beste Rüstzeug für das Fiduciary Management zur Verfügung steht. Consultants, so war zu hören, sind schon seit Jahren in diesem Bereich aktiv und verfügen über entsprechende Erfahrungswerte. Die Asset Manager hätten hingegen den Vorteil, näher an den eigentlichen Assets zu arbeiten und daher effektiv in der Implementierung von Strategien zu sein. Letztendlich – so die Auskunft von beiden Seiten – muss die Auswahl eines Dienstleisters stark von den konkreten Bedürfnissen des Kunden abhängen. Offen wurde auch über mögliche Interessenskonflikte gesprochen. Einig waren sich die Experten darin, dass diese in jeder Konstellation existieren. Entscheidend sei aber der Umgang mit diesen Konflikten: Nur Transparenz, eine klare Aufgabenteilung und der offene und ehrliche Austausch mit dem Kunden könne hier die Lösung sein.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Generell hat die Konkurrenzsituation zwischen Investment Consultants und Asset Managern aus Kundensicht zwar den Nachteil, dass die Auswahl eines entsprechenden Dienstleisters komplizierter wird. Von Vorteil ist allerdings, dass Anbieter die Qualität ihrer Dienstleistungen laufend überprüfen müssen, um im Markt attraktiv zu sein. Dass bei alledem nicht das große Ganze aus dem Blick geraten darf, betonte Divyesh K Hindocha, Global Head of Product and DC bei Schroders PLC in seiner Keynote. Auch wenn viele gute Gründe existieren, so Hindocha, externe Spezialisten zu beauftragen, dürften alle Beteiligten nicht vergessen: "Even experts have an error function – diversity helps to guard against this".
"Fiduciary Management, Implemented Consulting, Delegated Investing, … viele Bezeichnungen für ein und dasselbe? – Eine kritische Bestandsaufnahme aus Consultant wie Asset Manager Sicht"
Divyesh Hindocha | Global Head of Product and DC, Schroders PLC