In der DVFA-Kommission Immobilien unter Leitung von Professor Dr. Sven Bienert MRICS REV, IRE|BS Institut für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg, befasst sich ein Kreis renommierter Experten mit Investmentthemen rund um den Immobilienbereich und organisiert jährlich das DVFA Immobilien Forum.
Brigitte Adam FRICS | ENA EXPERTS GmbH & Co. KG |
Wolfram Bartuschka | PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft |
Michael Beck | Bankhaus Ellwanger & Geiger KG |
Dr. Kati Beckmann | Greenberg Traurig Germany LLP |
Prof. Dr. Thomas Beyerle | Catella Property Valuation GmbH |
Prof. Dr. Sven Bienert MRICS REV, Leiter | IRE|BS Institut für Immobilienwirtschaft |
Dominik Böhm | LHI Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH |
Prof. Dr. Wilhelm Breuer | HAWK |
Maria Teresa Dreo-Tempsch | Berlin Hyp AG |
Susanne Eickermann-Riepe FRICS | RICS, RICS Germany, ICG Germany |
Michael Eisenmann | Drees & Sommer SE |
Gregor Enzenhofer | Ernst & Young GmbH |
Dr. Christian Federspieler | UniCredit Bank AG |
Christoph Geißler MRICS | IMAXXAM Asset Management GmbH |
Thomas Gütle | PrimeraAdvisors GmbH |
Patrick Fritz Hanßmann | Union Investment Real Estate GmbH |
Dirk Hasselbring | d.i.i. Investment GmbH |
Dr. Sven Helmer MRICS, CIIA, CEFA | Lagrange Financial Advisory GmbH |
Hermann Horster MRICS | BNP Paribas Real Estate Consult GmbH |
Ralf Kemper | Jones Lang LaSalle SE |
Benjamin Klisa, stv. Leiter | Deka Immobilien GmbH |
Gerhard Lehner | Savills Investment Management (Germany) GmbH |
Gunther Liermann | KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft |
Michael Müller | Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft |
Thorsten Müller, CIIA, CEFA, CeFM | Lighthouse Corporate Finance GmbH, Vorsitzender DVFA e. V. |
Matthias Naumann | DWS Alternatives GmbH |
Prof. Dr. Marion Peyinghaus | CCPMRE GmbH |
Prof. Dr. Daniel Piazolo FRICS | THM Technische Hochschule Mittelhessen |
Sabine Reimann | Hogan Lovells International LLP |
Daniel Riedl | Vonovia SE |
Dr. Christian Schede | Greenberg Traurig Germany LLP |
Ralph Scheer | Drees & Sommer AG |
Sebastian Schels | Ratisbona Asset Management GmbH & Co. KG |
Prof. Dr. Steffen Sebastian | IRE|BS Institut für Immobilienwirtschaft |
Johannes Seidl MRICS | Wealthcap Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH |
Christoph Stadlhuber | SIGNA Prime Selection AG |
Marcus Stahlhacke, CFA, FRM | Allianz Global Investors GmbH |
Prof. Dr. Matthias Thomas MRICS | Real Exchange AG |
Gregor Volk | RAM INVEST GmbH & Co. KG |
Prof. Justus Vollrath | PIQON - Portfolio Management Beratung |
Brigitte Walter | |
Dr. Thomas Wiegelmann FRICS | Schroder Investment Management Europe S.A. |
In der DVFA-Monatsfrage Februar wurden die Investment Professionals nach den Implikationen von hoher Inflation und Zinswende für die Immobilienallokation von Pensionskassen und anderen Multi-Asset-Investoren befragt. Nach Jahren eines sehr guten konjunkturellen Verlaufs im Immobiliensektor hat die Branche massiv mit den Auswirkungen des Zinsanstiegs zu kämpfen. Die Umfrageergebnisse bestätigen erste sichtbare Anzeichen in Bezug auf deutliche Preiskorrekturen, deuten jedoch auch auf weitere strukturelle Anpassungen hin.
„Im Umfeld sinkender Renditeerwartungen für den Immobiliensektor erwarten unsere Mitglieder tendenziell eine Reduktion der Immobilienquote in den Portfolios von Multi-Asset-Investoren“, kommentiert Thorsten Müller, DVFA-Vorstandsvorsitzender und Mitglied der DVFA-Kommission Immobilien.
„Die Einschätzung bzgl. der Immobilienaktien überrascht mich – hier hätte ich ein klareres Signal erwartet, dass „das Schlimmste“ bereits überstanden ist. Auch eine signifikante Anpassung der Immobilienquoten nach unten könnte den Markt neben den aktuellen Zinseffekten auf Preise zusätzlich belasten“, kommentiert Prof. Dr. Sven Bienert MRICS REV, Universität Regensburg und Mitglied der DVFA-Kommission Immobilien.
Sinkende Immobilienpreise werden erwartet – Korrektur sollte 2023 10 % nicht übersteigen
Für das Jahr 2023 erwarten 71 % der Teilnehmer über alle Segmente und Regionen betrachtet sinkende Preise. Überwiegend sollten die Korrekturen im Preisband von minus 5 bis 10 % notieren – nur jeder zehnte Teilnehmer der Umfrage erwartet stärkere Einschnitte von über 10 %. Die Ergebnisse decken sich somit mit anderen Studien und auch dem aktuell bereits beobachtbaren Markttrend. Der Umfang wäre somit „verdaubar“; Horrorszenarien, wie von einigen Markt-Auguren prophezeit, sind aus Sicht der DVFA Investment Professionals eher nicht zu erwarten.
Attraktivität sinkt im komparativen Vergleich – Rückläufige Immobilienquoten erwartet
Während der letzten 10 Jahre stieg im Durchschnitt die gesamte Immobilienquote (direkt und indirekt gehalten) von Anlegern, die in diverse Anlageklassen investieren – auf über 12 % bis Ende 2021. Gefragt wurde nach der künftigen Entwicklung der aktiven Allokation (prozentualer Immobilienanteil am Gesamtvolumen der Anlagen bzw. Immobilienquote) von Multi-Asset-Investoren in Immobilien in Deutschland. Die Frage bezog sich zum einen auf eine Schätzung für 2023 und zum anderen auf eine mittelfristige Perspektive über mehrere Jahre.
Für 2023 erwarten fast 50 %, dass die Quote maximal gleichbleibt (27 %) oder bereits sinkt (20%). Was die mittelfristige Perspektive betrifft, so glaubt sogar jeder vierte Befragte (25 %) an eine sinkende und nur 21 % an eine stabil bleibende Quote. Eine Steigerung der Immobilienallokation in 2023 oder mittelfristig erwartet nur ein verschwindend kleiner Teil.
Steigende Yields, sinkende Kaufpreise und nachlassende Total Returns bei Immobilienanlagen
Die Ergebnisse sind im aktuellen Marktumfeld nachvollziehbar. Anleihen und andere Anlageklassen gewinnen an komparativer Attraktivität gegenüber Immobilien. Sinkende Immobilienbewertungen reduzieren das Fondsvermögen und das steigende Zinsniveau erschwert die Finanzierung. Anschlussfinanzierungen werden teurer und erfordern auch teilweise Nachschüsse aufgrund steigender Anforderungen an die Eigenkapitalquote (sinkende LTVs). Entsprechend erwarten fast 3/4 aller Befragten (73 %), dass die Gesamtrendite (in Form des Total-Return aus Wertänderungs- und Cashflow-Rendite) von Immobilienanlagen dieses Jahr im Vergleich zu allen anderen Anlageklassen unterdurchschnittlich sein wird.
Letztlich werden die bisher als Kapitalquellen bzw. direkt als Käufer auftretenden Pensionskassen bzw. andere Multi-Asset-Investoren vermehrt auf die Verkäuferseite wechseln und dem Markt so Liquidität entziehen – mit entsprechenden Auswirkungen für die Immobilienbranche. Einzelne Fonds berichten bereits über rückläufige Kapitalzusagen im Vergleich zum Vorjahr. Ob es lediglich bei Zurückhaltung im Neugeschäft bleibt oder im Jahresverlauf auch Kapitalrückgaben einsetzen werden, bleibt hingegen abzuwarten, ergänzt Sven Bienert.
Ausblick bei Immobilienaktien weiter unsicher
Bei den deutschen Immobilienaktien bleibt die Situation auch 2023 weiter unübersichtlich; das urteilt beinahe die Hälfte der Teilnehmenden (46 %). 25 % schätzen, dass die Bodenbildung bereits durchlaufen ist, ein knappes Drittel (29 %) und damit sogar etwas mehr, erwartet die Talsohle jedoch erst im laufenden Jahr.
Trotz der bereits massiven Preiskorrekturen bei Immobilienaktien von teilweise über minus 50 % im vergangenen Jahr und dem allgemeinen Vorlauf im Vergleich zur Marktentwicklung bei Direktinvestments: ein klares Signal für einen Einstieg wird hier scheinbar noch nicht gesehen! Während der Mietmarkt durch Zuzug und Indexierungen gestützt wird, sind die Auswirkungen von rezessiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, hoher Inflation, steigenden Zinsen und möglicher Druck auf das Preisniveau der Immobilienbestände weiterhin Unsicherheitsfaktoren.
Eigenwahrnehmung des deutschen Immobilienstandortes “neutral“
Im europäischen und internationalen Vergleich stuft die Mehrheit der ausschließlich inländischen Umfrageteilnehmer (63 %) den Immobilienstandort Deutschland dennoch als „neutral“ ein - 23 % der Befragten beurteilen diesen gar als überdurchschnittlich attraktiv. Diese Wahrnehmung des eigenen Marktes steht im Gegensatz zur aktuellen Außenwahrnehmung: in Studien von RICS zum Sentiment wird Deutschland im europäischen Kontext bspw. unterdurchschnittlich beurteilt.
Inflationssicherung schafft keinen Ausgleich für Zinsanstieg
Die Zinsentwicklung belastet Immobilien im Vergleich zu anderen Anlageklassen überproportional negativ, sagen 70 % der DVFA Investment Professionals. Überraschend: nur 5 % meinen, dass keine Belastung zu erwarten ist, weil der Zinsanstieg bei gleichzeitig hoher Inflation durch Indexanpassungen positiv für Immobilien sei. Das Votum ist somit eindeutig: das Argument, die Inflation würde letztlich über die indexgesicherten Mieten den Wertausgleich bewirken, ist aus Sicht der Teilnehmer kritisch zu hinterfragen. Zu gravierend sind die negativen Implikationen des raschen und deutlichen Zinsanstiegs.
Mehrheit sieht Zielallokation kleiner gleich 10 % aller Anlagen
Immobilien – der „safe haven“ defensiver Anleger wie beispielsweise Pensionskassen? 2/3 der Befragten empfiehlt hier eine Gesamtallokation (Direktanlage, Immobilien-Depot und indirekte Immobilienanlagen) von bis zu 10 % (50 % empfahlen 5-10 %, sowie 18 % nur 0-5 %). Immerhin 1/3 empfiehlt auch weiterhin eine Quote von über 10 %.
Presse
DVFA: Investment Professionals erwarten neben deutlichen Preiskorrekturen auch sinkende Immobilienquote von Multi-Asset-Managern. gentdwell.de, 15. Februar 2023
Talsohle bei Immobilienaktien noch nicht erreicht. portfolio-institutionell.de, 15. Februar 2023
Investment Professionals erwarten tiefere Immobilienpreise und -Quoten. institutional-money.com, 15. Februar 2023
Deutliche Preiskorrekturen und sinkende Immobilienquote erwartet. deal-magazin.com, 14. Februar 2023
DVFA-Monatsfrage: Investment Professionals erwarten sinkende Immobilienquote von Multi-Asset-Managern. dfpa.info, 14. Februar 2023
Die DVFA Kommission Immobilien geht in ihrer aktuellen Markteinschätzung detailliert auf das Thema Zinsen und den Einfluss der Zinsentwicklung auf den Büroimmobilienmarkt ein:
Zur ausführlichen Markteinschätzung
Presse:
Zinswende und Baukosten als Gamechanger für Büros. portfolio institutionell, 28. Juni 2022
Trendwende bei Immobilien – zum Nachteil von Institutionellen mit Fremdkapital-Anteil. private-banking-magazin.de, 04.07.2022
Die DVFA Kommission Immobilien kommt in ihrer Analyse der aktuellen Immobilienmarktlage in Deutschland zu dem Schluss, dass keine generellen Einschränkungen bestehen, um für Jahresabschlüsse belastbare Fair Values/Marktwerte herzuleiten. Investoren und Immobilienbewerter sollten auf bestimmte Aspekte im Bewertungsprozess verstärkt achten. Insbesondere im Umgang mit „Special Assumptions“ und „Disclaimern“ ist Vorsicht geboten.
In der vorliegenden Stellungnahme bringt die DVFA Kommission Immobilien unter der Leitung von Professor Sven Bienert, Universität Regensburg, ihre Markteinschäzung zum Ausdruck und ordnet die aktuelle Diskussion zu Möglichkeiten und Grenzen der Grundstückswertermittlung im deutschen Immobilienmarkt vor dem Hintergrund der aktuellen Covid-19-Auswirkungen. Darüber hinaus werden Hinweise gegeben, um das Bewusstsein für Anforderungen an qualitativ hochwertige Bewertungsgutachten weiter zu fördern. Die folgenden Ausführungen sollen insbesondere Investoren Orientierung geben, was diese als Auftraggeber von Bewertungsgutachten vom Sachverständigen erwarten können (bzw. vice versa was dieser liefern kann).
Presse:
Keine Einschränkungen bei Möglichkeiten zur Herleitung belastbarer Marktwerte infolge von Covid-19. reguvis.de, 1/2021
DVFA sieht Marktrisiken, aber keine Bewertungsunsicherheit. Immobilien-Zeitung, 14. Dezember 2020
Initiiert und unterstützt durch Dr. Sven Helmer vom Fondsberater Lagrange sowie Alexander Dexne, Finanzvorstand der alstria office REIT AG, hat sich die DVFA Kommission Immobilien mit der Fragestellung auseinandergesetzt, in welchen Marktphasen Arbitrage zwischen börsennotierten Immobilien-Unternehmen und nicht-börsennotierten Immobilienfonds für institutionelle Investoren möglich ist. Ein Team der HAWK – Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Holzminden unter der Leitung von Prof. Breuer und Verw.-Prof. Jäger hat diese Thematik im Rahmen einer Studie untersucht.
Download:
DVFA Management Summary Arbitrage
Presse:
Immobilienwerte riskanter als Immobilien-Spezialfonds. Börsen-Zeitung, 16. Juni 2020 (kostenpflichtiger Content)
Die aktuell dominierende Diskussion um „Mieter-Vermieter-Stundungsaspekte“ ist nur die erste sichtbare Auswirkung auf die Immobilienbranche. Diverse weitere Wirkungswellen und indirekte Rückwirkungen der Realwirtschaft werden den Immobilieninvestmentmarkt massiv belasten – so die zentrale These der DVFA Kommission Immobilien.
Die Corona-Pandemie legt aktuell die Fragilität des Wirtschaftssystems insgesamt offen und könnte zu grundlegenden Umwälzungen führen – und auch die Immobilienwirtschaft strukturell verändern. Vor diesem Hintergrund beleuchtet die DVFA Kommission Immobilien mögliche Wirkungsketten der Pandemie in 10 Thesen. Dabei wird klar, dass es bei den aktuell sichtbaren Auswirkungen nicht bleiben wird und die Branche sich auf weitere massive Veränderungen einstellen muss. Die Einschätzung der Auswirkungen geht dabei u.a. auf Teilaspekte wie Transaktionsvolumen, Vermietungsleistung, Home-Bias/grenzüberschreitende Deal-Entwicklung, Risikoprämien, Entwicklung von Gebühreneinnahmen, Kreditvergaben im Bestand- und Neukundengeschäft, Covenants und Liquiditätsentwicklung ein. Beim Lesen wird schnell klar: ein Back-to-Normal wird es so rasch nicht geben.
Download:
Presse:
Zehn Thesen zu Corona-Auswirkungen auf Immobilieninvestments. DEAL MAGAZIN, 01. Mai 2020
DVFA: Immobilieninvestoren dürfen Last nicht alleine tragen. IMMOBILIEN ZEITUNG, 02. Mai 2020
Der Immobilien-Tsunami kommt erst noch. PLATOW, 08. Mai 2020 (kostenpflichtiger Content)
Die „European Public Real Estate Association“ (EPRA) hat ihre Empfehlungen zur Berechnung des Nettoinventarwertes („Net Asset Value“, NAV) für börsennotierte Immobiliengesellschaften überarbeitet.i Ab dem Berichtsjahr 2020 werden die seit 2003 in der Branche etablierten Definitionen des sog. „EPRA NAV“ und des „Triple Net NAV“ durch drei neue Kennzahlen ersetzt. Die DVFA Kommission Immobilien begrüßt diese Umstellung. EPRA trägt mit der Anpassung gezielt den Veränderungen im europäischen Immobiliensektor, wie beispielsweise der Einführung einer REIT-Gesetzgebung im Vereinigten Königreich sowie in Deutschland, aber auch den inzwischen weiter ausdifferenzierten Geschäftsmodellen und Finanzierungsstrategien der Unternehmen Rechnung. Im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung der DVFA Kommission Immobilien und EPRA werden am 01. Juli 2020 in Frankfurt die Neuerungen vorgestellt.
Im Folgenden werden die wesentlichen Merkmale der neuen Kennzahlen näher beschrieben und kurz mögliche Auswirkungen auf die berichteten Nettoinventarwerte diskutiert. Gem. EPRA soll jedes Unternehmen für sich definieren, welche der drei neuen Kennzahlen die relevanteste für das eigene Geschäftsmodell ist. Jene sollte dann in den Veröffentlichungen entsprechen präsent dargestellt werden.
Drei statt zwei – Erweiterung der NAV-Kennzahlen
Ausgangpunkt für die Überlegungen zu einem fairen Wert einer Immobilienaktiengesellschaft bildet im Allgemeinen das Eigenkapital der Gesellschaft nach IFRS.ii Rechnerisch ergibt sich das IFRS Eigenkapital aus den zu Marktwerten bewerteten Immobilien und sonstigen Vermögenwerten der Gesellschaft, abzüglich aller Verbindlichkeiten. Ziel der von EPRA empfohlenen Anpassungen dieses bilanziellen Eigenkapitals ist die Erhöhung der Transparenz und damit der Relevanz der ausgewiesenen Kennzahlen für Investoren. Insbesondere die Abkehr von der reinen Bankenfinanzierung zu Gunsten einer eher kapitalmarktorientierten Fremdfinanzierung und die Entwicklung von passiven zu verstärkt aktiv gemanagten Immobilienbeständen legt eine Betrachtung der ausgewiesenen Nettoinventarwerte aus unterschiedlichen Perspektiven nahe.
EPRA NTA (Net Tangible Assets)
Im Zentrum der neuen Kennzahlen steht der EPRA NTA, der eine Weiterentwicklung des bisherigen EPRA NAV‘s darstellt. Die Kennzahl legt den Schwerpunkt auf die Ermittlung der materiellen Vermögenswerte des Immobilienunternehmens und hat dadurch eine hohe Aussagekraft für die Anleger. EPRA stellt nunmehr klar, dass nach diesem Konzept weder der Goodwill (immaterieller Firmenwert aus Übernahmen) noch andere Immaterielle Vermögenswerte in diese Bewertung einfließen. Außerdem sind Fair Values von Finanzinstrumenten wie Hybridanleihen, Vorzugsaktien oder Wandelschuldverschreibungen aus dem Eigenkapital zu bereinigen. Gleichzeitig bietet das EPRA NTA Konzept eine flexiblere Betrachtung der latenten Steuern („capital gain tax liability“ / „deferred tax“) als die Vorgängerdefinition. Insgesamt gibt es hier drei Varianten: (1) Unternehmen können pauschal 50% der passiven latenten Steuern im Eigenkapital bereinigen oder alternativ (2) jenen Teil der latenten Steuern, bei dem nachgewiesen werden kann, dass die zugehörigen Objekte auf lange Sicht nicht verkauft werden sollen. (3) Als dritte Möglichkeit kann für jenen Teil des Portfolios, für den nachgewiesen werden kann, dass die zugehörige latente Steuer nur teilweise anfallen wird, diese entsprechend reduziert werden (zugehörige Berechnung muss angegeben werden sowie auch Nachweis durch zuletzt erfolgte Transaktion). Damit wird dem passiven Bestandshalter ebenso Rechnung getragen, wie Unternehmen, die einen aktiveren Portfoliomanagement Ansatz („buy and sell assets“) verfolgen. Insbesondere muss beim EPRA NTA noch der genau Umfang der Einbeziehung von Erwerbsnebenkosten („real estate transfer tax“) erfolgen.
EPRA NRV (Net Reinstatement Value)
Diese Kennziffer beschreibt ein bestandshaltendes Unternehmen, das grundsätzlich keine Immobilien verkauft und auf den Werterhalt des Portfolios konzentriert ist („never sell assets“). Der wesentliche Unterschied zum NTA Konzept ist, dass unter dem NRV Ansatz alle Positionen berücksichtigt werden, die beim Aufbau des Portfolios angefallen sind. Die zentrale Fragestellung lautet also, was würde es heute kosten, das gleiche Unternehmen bzw. Immobilienportfolio noch einmal „aufzubauen“. Im NRV Konzept sind vor diesem Hintergrund der Goodwill und andere immaterielle Vermögenswerte ebenso wie die in größerem Umfang einfließenden Erwerbsnebenkosten (insb. die Grunderwerbssteuer) als werthaltig zu berücksichtigen. Latente Steuern werden hingegen nicht abgezogen.
EPRA NDV (Net Disposal Value)
Zu guter Letzt betrachtet die neue Kennzahl EPRA NDV den Nettoinventarwert in einem Liquidationsszenario („disposal scenario“). Laut EPRA soll der Investor darüber informiert werden, welchen aktuellen Zeitwert Verbindlichkeiten und Vermögenswerte aufweisen, wenn sie nicht bis zur jeweiligen Endfälligkeit gehalten werden. Wesentlicher Unterschied zur NTA Kennzahl ist der vollständige Abzug latenter Steuern und die Berücksichtigung der Zeitwerte von Festverzinslichen Krediten und anderen finanziellen Instrumenten. Erwerbsnebenkosten werden hier nicht berücksichtigt.
Umsetzung und erwartete Auswirkungen
Die überwiegende Anzahl der kapitalmarktorientierten Immobilienunternehmen wird die neuen Kennzahlen erstmalig mit den Jahresergebnissen für 2020 berichten. Die EPRA Guidelines beziehen sich nur auf volle Berichtsjahre. Geht man davon aus, das der EPRA NTA die größte Aussagekraft für Kapitalanleger hat, ist ceteris paribus mit einer Reduktion der ausgewiesenen Nettoinventarwerte zu rechnen. Das wird im Wesentlichen am Ausschluss von Goodwill und an der eingeschränkten Hinzurechnung der latenten Steuern liegen. Allerdings zieht EPRA mit dieser neuen Definition lediglich mit der gängigen Praxis vieler institutionellen Anleger und Analysten gleich, die auch in der Vergangenheit schon entsprechende Bereinigungen der alten EPRA NAVs vorgenommen haben. Insofern ist die Aktualisierung der Kennzahlen zwar zu begrüßen, der wahrscheinliche Einfluss auf Investitionsentscheidungen und damit auf die Kursentwicklungen einzelner Unternehmen aber auch nicht über zu bewerten. In der Umsetzung werden noch Teilbereiche wie bspw. die genaue Behandlung der Erwerbsnebenkosten (ausgehend von angefallenen Kosten bzw. in den Gutachten enthaltenen Positionen) genauer zu präzisieren sein. Spannend könnte es auch werden, wenn der NDV den höchsten Wert ausweist – das wäre ja per Definition ein Argument für die Zerschlagung/Abwicklung der Gesellschaft (ohne jedoch die Kosten dafür auf Ebene des Unternehmens zu berücksichtigen). Auch sollte die Beurteilung der Passivseite ggf. noch weiter gehen und auch Aspekte wie die Refinanzierung am Laufzeitende von Krediten mit einpreisen. Auch ist anzumerken, dass die bisher im EPRA NNNAV und im neuen NDV vorgenommene Marktbewertung der Schulden in den zwei neuen Kennzahlen NTA und NRV fehlt und dies systematisch einen Bruch zu Aktivseite der Bilanz darstellt, da zwar das Immobilienvermögen zum Fair Value berücksichtigt wird, die entsprechenden Finanzierungen hingegen nur bedingt.
Am 01. Juli 2020 stellen die DVFA Kommission Immobilien und EPRA die neuen EPRA Performance Indikatoren vor und informieren über die EPRA Sustainability Best Practices Recommendations Guidelines.
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i EPRA European Public Real Estate Association, Best Practices Recommendations, October 2019.
ii Internationale Rechnungslegungsstandards sog. International Financial Reporting Standards (IFRS).
Presse:
EPRA Performanceindikatoren: mehr Transparenz mit neuen NAV-Kennzahlen. Institutional Money, 12. März 2020
Anleger gehen im aktuellen Zyklus eher höhere Risiken ein, als auf Rendite zu verzichten, sagen die Experten. Die aktuelle Marktanalyse der DVFA zur Verhaltensökonomie steht im Widerspruch zu vielen Umfrageergebnissen. Die Fachleute erwarten den Peak im Immobilienmarkt in 2020.
Presse
Anleger gehen aktuell bei Immobilien eher höhere Risiken ein, als auf Rendite zu verzichten. BOND MAGAZINE vom 20. Februar 2019.
DVFA-Kommission Immobilien erwartet Peak am Immobilienmarkt für 2020. www.institutionalmoney.com, 4. Februar 2019.
DVFA: Immobilienmarkt anfällig für Trugschlüsse. Börsen-Zeitung, 1. Februar 2019, kostenpflichtiger Content.
Immobilieninvestoren gehen überzogene Risiken ein. private-banking-magazin.de, 1. Februar 2019
Studie: Anfälligkeit für Anlagefehler steigt. Thomas Daily Premium (kostenpflichtiger Content), 1. Februar 2019
DVFA: Anleger gehen im aktuellen Zyklus eher höhere Risiken ein, als auf Rendite zu verzichten. GeldanlagenNachrichten, 31. Januar 2019.
Experten erwarten Peak im Immobilienmarkt in 2020. DEAL Magazin, 31. Januar 2019.
DVFA Immobilienkommission sieht erhebliche Verbesserungspotenziale im Bereich des Zweitmarkthandels der Immobilien Spezial-AIF
Download:
Stellungnahme der DVFA Kommission Immobilien vom 04. Juli 2018
Presse:
DVFA kritisiert Bewertung von Fondsimmobilien/Berufsverband fordert marktnahe Analyse. Börsen-Zeitung, 06. Juli 2018 (kostenpflichtiger Content)
DVFA: Immobilienkommission sieht erhebliche Verbesserungspotenziale im Bereich des Zweitmarkthandels der Immobilien Spezial-AIF. www.geldanlagen-nachrichten.de, 4. Juli 2018
„Quantitatives Risikomanagement in der Immobilienwirtschaft“ mit der Unterstützung der DVFA Kommission Immobilien veröffentlicht
Die DVFA Kommission Immobilien unter Leitung von Prof. Dr. Sven Bienert, Geschäftsführer des Instituts für Immobilienwirtschaft an der Uni Regensburg, unterstützt Buchverfassung „Quantitatives Risikomanagement in der Immobilienwirtschaft“ im Rahmen einer Promotion.
> Lesen
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NEU: Kompendium der DVFA Kommission Immobilien und der IRE|BS International Real Estate Business School "Europäisierung der Immobilienkapitalmärke" in der Reihe IRE|BS Beiträge zur Immobilienwirtschaft
Die Internationalisierung der Immobilienwirtschaft ermöglicht es, durch gezielte Diversifikation das Risiko von Immobilienportfolios zu glätten und deren Performance zu verbessern – zu diesem Ergebnis kommen die Mitglieder der DVFA Kommission Immobilien im nun vorgelegten Kompendium.
Prof. Dr. Sven Bienert, Geschäftsführer des Instituts für Immobilienwirtschaft an der Uni Regensburg und Leiter der DVFA Kommission Immobilien: „Trotz zunehmender Integration des Binnenmarktes ist eine differenziertere Betrachtung der europäischen Immobilienmärkte nicht nur sinnvoll, sondern zwingend notwendig. Divergierende Zyklen vermeiden Überhitzung und erlauben aktives
Portfoliomanagement.“
Vor diesem Hintergrund hat die DVFA Kommission Immobilien und die IRE|BS International Real Estate Business School das Kompendium "Europäisierung der Immobilienkapitalmärkte" veröffentlicht.
Download:
DVFA IRE|BS Kompendium - Europäisierung der Immobilienkapitalmärkte
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Kompendium der DVFA Kommission Immobilien und der IRE|BS International Real Estate Business School "Niedrigzinsumfeld und die Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft" in der Reihe IRE|BS Beiträge zur Immobilienwirtschaft
Aufgrund der Interventionen von Zentralbanken in Folge der Wirtschaftskrise ab 2008 ist das Zinsniveau nunmehr auf historischen Tiefstständen. Gleichzeitig suchen alte und neue Investorengruppen verstärkt nach sicheren Anlagemöglichkeiten. Beide Aspekte begünstigten Immobilieninvestitionen in Europa und insbesondere in Deutschland in den vergangenen Jahren. Bestimmte Teilmärkte zeigen vor diesem Hintergrund bereits (wieder) Anzeichnen einer Überhitzung. Gleichzeitig wird über das Ende der niedrigen Zinsen, mögliche inflationäre Tendenzen oder gar eine Deflation diskutiert.
Vor diesem Hintergrund hat die DVFA Kommission Immobilien und die IRE|BS International Real Estate Business School das Kompendium "Niedrigzinsumfeld und die Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft" veröffentlicht.
Download:
DVFA IRE|BS Kompendium - Niedrigzinsumfeld und die Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft
DVFA Kommission Immobilien kritisiert Teile des Finanzaufsichtsrechtergänzungsgesetzes – Experten empfehlen risikoadäquate Bepreisung von Immobilien im aktuellen Marktumfeld
Die DVFA Kommission Immobilien begrüßt dem Grunde nach gesetzliche Vorgaben in Bezug auf die Kreditwürdigkeitsprüfung bei der Vergabe von Wohnimmobilienkrediten. Teile der Regelungen des am 21.12.2016 vom Bundeskabinett beschlossenen Finanzaufsichtsrechtergänzungsgesetzes könnten jedoch eine gesamtwirtschaftlich kontraproduktive Wirkung entfalten und sollten in Teilbereichen überarbeitet werden.
Download:
Stellungnahme der DVFA Kommission Immobilien vom 13. Januar 2017